Felix Schnabel´s Universitätsjahre
oder
Der deutsche Student


Ein Beitrag zur Sittengeschichte des neunzehnten Jahrhunderts

von A. von S. (August v. Schlumb / August Jäger)
neu bearbeitet und herausgegeben von Wilh. Heinr. Bougie

Festeinband (Hardcover), 14,8 cm x 21 cm, 362 Seiten
Neuauflage der Ausgabe von 1835
gebunden in Fadenheftung mit Kapitalband und Lesebändchen
ISBN 978-3-943953-05-3
Preis: EURO 19,90



Das von August Jäger geschriebene und 1835 unter seinem Biernamen August von Schlumb veröffentlichte Buch „Felix Schnabels Universitätsjahre" ist nun als überarbeitete Neuauflage erschienen.

Hierin führt Jäger uns in die akademische Gesellschaft Anfang des neunzehnten Jahrhunderts, in ein Deutschland, das aus vielen verschiedenen Staaten besteht, und in dem ein großer Teil der Studentenschaft ein einiges Deutschland ohne Grenzen anstrebt, in die Zeit des Vormärz, den Anfängen der bürgerlichen Revolution. Zu jener Zeit gehörte ein flotter Student einem Corps, einer Landsmannschaft oder einer Burschenschaft an, wo ein strenger Komment das Für-, Gegen- und Miteinander der Studierenden regelt.

Bereits während seiner Schulzeit sucht Jägers Protagonist Schnabel die Nähe von Studenten und hat als Pennäler schon eine ziemlich genaue Vorstellung davon, wie herrlich seine Zeit als flotter Bruder Studio verlaufen wird. Sein erster Studienort ist Jena, die Stadt der Urburschenschaft, wo er sich als Student der evangelischen Theologie einschreibt und schnell beim Corps Franconia aktiv wird.

Aufgrund Schnabels ganz besonderer Lebensart lernen wir auch das Studentenleben in Leipzig, Halle, Erlangen, Würzburg, Göttingen, Marburg, Gießen, Heidelberg, Straßburg, Freiburg, Tübingen und München sowie die damaligen Eigenarten dieser Universitätsstädte kennen.

Schnabel teilt mit uns Freud und Leid jener Zeit, lässt uns an studentischen Feiern teilnehmen, imponiert als stets bereiter Fechter und Duellant, ist ein anerkannter Biertrinker, erfreut sich als guter Tänzer der Beliebtheit bei der holden Weiblichkeit und lässt uns gar im geziemenden Rahmen an seinen Liebesaffären teilhaben.

Zum besseren Verständnis ist ein Glossar von Studentenausdrücken im Anhang, die dem „Burschicosen Wörterbuch“ entnommen sind, welches ebenfalls im WHB Verlag erschienen ist.

Das Buch mit festem Einband, Fadenheftbindung, Kapitalband und Lesebändchen eignet sich nicht nur als Geschenk für korporierte Studenten und Schlaraffen sondern für jeden historisch Interessierten.

Inhaltsverzeichnis

1. Felix Schnabels Geburt und früheste Jugend.
2. Das Gymnasium.
3. Die Hochschule.
4. Der Fuchs.
5. Kommershaus (Kneipe). Der Comment. Der Fechtboden.
6. Die Renonce. Fuchskommers.
7. Schnabels wissenschaftliche Ausbildung und sein sonstiger Wandel.
8. Der Prorektoratswechsel. Das Duell.
9. Schnabels Pech. Der Karzer. Consilium abeundi.
10. Abgang von Halle. Ferienreise. Ankunft in Jena.
11. Jena: die Stadt, die Universität, Akademische Lehrer und Zöglinge.
12. Die Ferien. Der Franke. Wöllnitz. Lichtenhain.
13. Der Jenaer Comment. Collegia. Der Fechtboden, Universitätsamt und Pedelle.
14. Der Wochenkommers. Duell auf Stoß. Reception.
15. Weimar. Die Nova. Die Neujahrsnacht.
16. Jenaer Burschenleben und Vergnügungen im Winter.
17. Der Stiftungstag. Das Duell auf Pariser und auf Säbel. Chargiertenwahl.
18. Die Ferienreise.
19. Das Sommersemester.
20. Das Pistolenduell. Der Pro-Patria-Skandal.
21. Die Revolution. Schnabels Leid und Freud. Das Abenteuer.
22. Die Herbstferien.
23. Der Verruf. Die Predigt. Wöllnitzer Burgwechsel und Aufzug.
24. Schnabels Zurückgezogenheit. Die Fensterkanonade.
25. Erlangen. Würzburg.
26. Göttingen. Halle.
27. Das Ehrenmitglied.
28. Das Kriminal.
29. Die Verlobung.
30. Die Festung.
31. Das Philisterium.
32. Das Examen.
33. Leipzig.
34. Der Lausitzer.
35. Das Durchbrennen.
36. Göttingen.
37. Marburg. Gießen.
38. Heidelberg.
39. Der Saxo-Borusse.
40. Straßburg.
41. Der französische Student.
42. Freiburg. Tübingen.
43. München. Der Freiwillige.
Anmerkungen aus dem Burschicosen Wörterbuch

Auszug

Dass der neue Hochschüler dereinst ein tüchtiger, flotter Bursch werden wollte, stand schon längst bei ihm fest. An Vaterland und Mut fehlte es ihm nicht, wie er sich selbst bewusst war und diese Eigenschaften oft schon erprobt hatte. Geldmittel standen ihm, wenn auch sein Wechsel nicht zu den besten gehörte, nach seinem Dafürhalten zur Genüge zu Gebote, die Mutter war auch wohl zu einem Zuschusse zu bewegen. Etwas schlagen hatte er schon auf der Schule gelernt; auf Mietgäulen sich auch schon ordentlich umhergetummelt und armselige Einspänner tüchtig geschunden. Burschikose Ausdrücke waren ihm geläufig wie Wasser; vom Comment hatte er auch schon so ziemliche Kenntnis, was sollte ihm nun in aller Welt noch zu einem flotten, geachteten und gefürchteten Studio fehlen!

Einen solchen zu spielen war es aber, wie Schnabel schon wusste, unumgänglich notwendig in eine Studentenverbindung zu treten, und dass es deren in Halle gab, war ihm ebenfalls bekannt. Der Burschenschaft war er abgeneigt, da er für ihre Tendenzen, wie für Politik überhaupt wenig Neigung fühlte, der einfache deutsche Rock, der bloße Hals und die langen Haare sagten ihm wenig zu, noch weniger aber das von dieser Verbindung gebieterisch verlangte Keuschheitsgesetz, die von den Besseren gebotene Mässigkeit, Friedfertigkeit und Vermeidung des Duells. Die Landsmannschafter fanden dagegen seine völlige Beistimmung; die schönen, bunten Mützen, Koller und Kanonen, gänzliche Freiheit und Ungebundenheit, häufiges Duellieren und Kommersieren waren ganz nach seinem Geschmack; er schwankte nur noch, zu welcher Verbindung dieser Art er sich begeben sollte.

Unter diesen Zweifeln und Hoffnungen fuhr der Eilwagen in das alte, räucherige und schmutzige Halle ein. Lange, krumme Straßen, ein hässlicher Dorfgeruch, schlechte Beleuchtung und ebenso schlechtes Pflaster - was sich alles mehr oder weniger seit jener Zeit verändert und verbessert haben mag - machten ihm den Weg bis zur Post unendlich lang und ließen ihn die ohnehin große, weitläufige Stadt noch um vieles größer erscheinen.

Über den Autor


August Jäger, geboren am 13. August 1808 in Ringelheim, Königreich Westphalen, später Königreich Hannover, heute Salzgitter und verstorben am 8. Dezember 1848 in Nietleben, war ein deutscher Schriftsteller. Bekannt ist er unter seinem Pseudonym August von Schlumb.
Als Sohn des Oberamtmanns Heinrich Jäger und seiner Frau Wilhelmine geb. Jacobs bezog August Jäger im Oktober 1819 als Stadtscholarius das Paedagogium der Franckeschen Stiftungen in Halle (Saale). Für seinen 1821 verstorbenen Vater wurde der Kaufmann Schmitz aus Harbke als Vormund bestellt.
Im September 1826 wohl wegen mangelnder Sittlichkeit von der pietistischen Anstalt relegiert, machte er das Abitur an einem anderen Gymnasium. Schon am 25. Oktober an der Universität Jena für Evangelische Theologie immatrikuliert, renoncierte er beim Corps Franconia Jena. Noch Theologiestudent, ging er im Sommersemester 1829 an die Friedrichs-Universität Halle und wurde auch bei seinem Kartellcorps Marchia Halle aktiv.
Als Sekundant bei einem tödlich verlaufenen Duell wurde er zu Festungshaft verurteilt, die er in der Festung Magdeburg absaß. Nach dem vergeblichen Versuch, bei einem französischen Linienregiment unterzukommen, meldete er sich in Straßburg zur Fremdenlegion.
Nicht Offizier, sondern nur Vize-Korporal geworden, kam er nach anderthalb Jahren frei, indem er beim Truppenarzt Kurzsichtigkeit vortäuschte. Der Bericht über diese Zeit wurde sein literarischer Erstling.
Im Wintersemester 1833/34 kehrte er nach Deutschland und blieb zwei Semester an der Ruprecht-Karls-Universität. Hier entstand Felix Schnabels Universitätsjahre oder Der deutsche Student. Der "Beitrag zur Sittengeschichte es neunzehnten Jahrhunderts" hat autobiographische Elemente, ist aber weder Autobiographie noch Tatsachenbericht (D. Herzog).
Jägers Alter Ego Felix Schnabel trägt die Bänder von fünf Corps, darunter Franconia Jena, Marchia Halle, Hildesia Göttingen und Saxo-Borussia, und besucht alle damaligen Senioren-Convente. Aus eigener Anschauung kannte Jäger nicht nur Jena, Halle und Heidelberg, sondern auch Erlangen, Würzburg, Marburg, Gießen, Tübingen, Freiburg, München und Straßburg. Die humorvollen Schilderungen sind (manchmal noch heute) treffend und oft sarkastisch.
Der Roman setzt auch Jägers Pudel ein Denkmal; als Corpshund begleitete er Jäger/Schnabel auf vielen Reisen und Kneipen. Otto Julius Bierbaum brachte das Standardwerk der studentischen Literatur 1907 in Berlin neu heraus. Ein neuerlicher Nachdruck erschien 1972 in Graz, eine überarbeitete Ausgabe 2021 im WHB Verlag, Mönchengladbach.
Ohne ein Examen gemacht zu haben und politisch unbedrängt, floh Jäger dem Metternichschen Druck des Vormärz. Er suchte den Verkehr mit liberalen und demokratischen Kreisen. Nach einem Zwischenspiel in Zürich lebte er 1835/36 unter deutschen Emigranten und Studenten in Paris. Seit 1837 in London, übersetzte er Werke des Essayisten William Hazlitt.
Seit 1839 wieder in Deutschland, arbeitete er in Leipzig an der 8. Auflage der Brockhaus Enzyklopädie mit. In Köthen war er häufiger Gast des Bankiers von Behr, dessen Sohn Alfred er als Medizinstudenten in Paris kennengelernt hatte. Am Stammtisch der Liberalen polemisierte er gegen die höfischen Verhältnisse in Anhalt-Köthen. Anstoß erregte sein Genrebild "Der Roué".
Augusts jüngerer Bruder Carl war langjähriger Privatsekretär und Reisebegleiter von Hermann von Pückler-Muskau. So zum abenteuerlustigen Fürsten in Kontakt gekommen, schrieb August Jäger dessen erste Biografie. Auf dem Titelblatt firmiert er zum ersten Mal als Dr. phil. Wo und worüber er promovierte, ist nicht bekannt. Sein letztes Buch befasst sich mit dem Araber (Pferd).
An einer Syphilis erkrankt, wurde er im Juni 1847 in die Provinzial-Irrenanstalt Halle-Nietleben eingewiesen. Dort starb er anderthalb Jahre später im 41. Lebensjahr. Seine Mutter überlebte ihn in Halle.
Jäger ist die wohl älteste Darstellung der Jenenser Bierstaaten zu verdanken. Eine Akte zu Jägers Leben ist im Archiv des Corps Franconia Jena erhalten. Wilhelm Fabricius hat in den Academischen Monatsheften XVI (1900) und XXIV (1908) über Jäger berichtet. Zeitgenössische Schilderungen von Jägers Persönlichkeit sind einem Jenaer Burschenschafter und einem demokratischen und antiklerikalen Publizisten zu verdanken.
Jägers Werk wurde zum Teil von bedeutenden Verlagen (Hoffmann und Campe, Metzler, Engelmann) gedruckt. Im Wesentlichen geht es in den 20 Bänden um Nordafrika und die Corps. Wenn auch "im unteren Teil des Parnass", ist Der deutsche Student noch heute vergnüglich und dürfte nicht nur Studentenhistoriker, sondern auch Schlaraffen interessieren (D. Herzog).
"Einer der unterhaltendsten Gesellen dieser Schar [in Köthen] war der unter dem Kneipnamen Schlump bekannte ... Dr. Jäger, ein unerschöpflicher Erzähler der seltsamsten Abenteuer, ein moderner Münchhausen, der wie sein Vorbild auf Kosten der Wahrheit durch die wunderbarsten Geschichten die Zuhörer fesselte und ergötzte." (Max Ring)
Prof. Dr. Rüdiger Döhler

 

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